Das Hufeisen weiten (15)
Deutschlands neuer Kulturstaatsminister hat immerhin die Süddeutsche für sein Debut gewählt.
Anders als unser neuer Bundeskanzler, der unmittelbar nach seiner Wahl im zweiten Wahlgang der dBil ein Exklusiv-Interview gab, hat Wadephul der SZ den Vorzug gegeben.
Und er hat den großen Auftritt gewählt. Wolfram Weimer forderte in dem Gastbeitrag „Die Korridore des Sagbaren, Erkundbaren und Darstellbaren gilt es zu weiten, anstatt sie zu verengen.“ Und was er damit meint, zurrt der erste, dem vorangestellte Satz im Teaser fest: „Linke wie Rechte wollen die Kunst politisieren, haben sich aber ein denkbar ungeeignetes Objekt ausgesucht.„
Hufeisen.
„Die Mitte“ implizit. Der Extremismus, den sein Chef einhegen wollte, und deren Wahlergebnis er vom Versprechen zum Wahlabend verdopppelt hat, zählt fast 1.000 nicht vollstreckte Strafbefehle gegen untergetauchte Rechtsextreme und zigtausend Straftaten in der politischen Kriminialstatistik. Rechtsextreme Schläferzellen werden Jahrzehnte vom Verfassungsschutz unterstützt. Zwanzig Prozent gefestigte Rechte bilden das Fundament deutscher Sicherheitskräfte auf allen Ebenen und Segmenten. Toxisch aufgeladenen soziale Medien werden beherrscht von Desinformationen. Konventionelle Medienhäuser haben den ländlichen Raum zurück und also synthetischen Medienhäusern überlassen. Beide Felder rechter Fakenews-Schleudern, von wohlhabenden Nationalkonservativen finanzierte Portale wie Nius und von Botarmeen auf Twitter und Telegram befruchten sich gegenseitig.
Eine inzwischen zu einer veritablen Bedrohung für unsere Demokratie aufgerüstete Gegenöffentlichkeit bekämpft eine staatlich unterfinanzierte Kulturszene, die während Corona kreativ um ihr Überleben kämpfte, während
Und Kulturstaatssekretär Wadephul scheißt im Debut rein.